Das erste Klimageld
CO₂-Kostenaufteilung: Das versteckte Klimageld für Mieter
Die Debatte um ein "Klimageld" begleitet die deutsche Klimapolitik seit Jahren. Die Idee: Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung direkt an die Bürgerinnen und Bürger zurückzugeben, um soziale Härten abzufedern und die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen zu erhöhen. Offiziell wurde ein solches Klimageld bisher nicht eingeführt – und doch gibt es seit 2023 ein Instrument, das genau diese Funktion erfüllt, wenn auch nur für einen Teil der Bevölkerung: die CO₂-Kostenaufteilung nach dem Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz (CO2KostAufG). In diesem Artikel erfährst du,warum dieses sperrig benannte Gesetz tatsächlich als das erste "versteckte Klimageld" Deutschlands betrachtet werden kann.
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1. Was das Klimageld und die CO2-Kostenaufteilung gemeinsam haben
Um zu verstehen, warum die CO2-Kostenaufteilung einem Klimageld ähnelt, hilft ein Blick auf die grundlegenden Merkmale des ursprünglich geplanten Klimageldes:
- Rückverteilung von CO2-Preiseinnahmen: Das Klimageld soll Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an die Bevölkerung zurückgeben.
- Soziale Ausgleichswirkung: Menschen mit geringerem Einkommen und damit in der Regel geringerem CO2-Fußabdruck sollen profitieren.
- Lenkungswirkung erhalten: Der Anreiz zum CO2-Sparen soll bestehen bleiben.
- Pauschale Ausschüttung: Die Rückverteilung soll unabhängig vom individuellen Verbrauch erfolgen.
Vergleicht man diese Merkmale mit der CO2-Kostenaufteilung, zeigen sich erstaunliche Parallelen:
Rückverteilung von CO2-Preiseinnahmen
Beim CO2KostAufG werden zwar keine Steuereinnahmen umverteilt, aber es findet eine direkte Umverteilung der CO2-Kosten statt. Vor Einführung des Gesetzes zahlten Mieter 100% der CO2-Kosten, jetzt übernehmen Vermieter je nach energetischem Zustand des Gebäudes zwischen 0% und 95% dieser Kosten. Im Durchschnitt tragen Vermieter etwa 50% – das entspricht im Jahr 2025 einer Entlastung der Mieter in Deutschland von rund 900 Millionen Euro.
Diese fast ganze Milliarde Euro ist nichts anderes als eine Rückverteilung von Mitteln, die ohne das Gesetz in Form höherer Heizkosten von den Mietern aufgebracht werden müssten. De facto erhält jeder Mieter (außer in hocheffizienten Gebäuden) eine finanzielle Entlastung – sein persönliches "Klimageld".
Soziale Ausgleichswirkung
Die soziale Komponente des CO2KostAufG ist sogar noch stärker ausgeprägt als bei einem pauschalen Klimageld:
- Menschen mit niedrigeren Einkommen leben häufiger in energetisch schlechteren Gebäuden
- Gerade bei diesen schlechteren Gebäuden übernehmen Vermieter einen besonders hohen Anteil (bis zu 95%) der CO2-Kosten
- Die höchste Entlastung kommt also tendenziell bei denjenigen an, die sie am dringendsten benötigen
Ein Mieter in einem unsanierten Altbau kann so eine Entlastung von 100-200 Euro jährlich erfahren – mit steigender Tendenz bei zunehmendem CO2-Preis. Dies ist deutlich mehr als die durchschnittliche Entlastung von etwa 50 Euro pro Mietwohnung in Deutschland.
Lenkungswirkung bleibt erhalten
Anders als bei einem pauschalen Klimageld, bei dem die Gefahr besteht, dass die Lenkungswirkung des CO2-Preises verpufft, bleibt beim CO2KostAufG der Anreiz zum Energiesparen erhalten:
- Für Mieter: Da sie weiterhin einen Teil der CO2-Kosten tragen, haben sie einen Anreiz, sparsam zu heizen
- Für Vermieter: Der Anteil, den sie übernehmen müssen, motiviert zu Investitionen in energetische Sanierungen
Diese doppelte Lenkungswirkung ist ein cleveres Design, das dem klassischen Klimageld-Konzept sogar überlegen sein könnte.
Der Unterschied: Keine pauschale Ausschüttung
Der wesentliche Unterschied zum klassischen Klimageld-Konzept liegt darin, dass es keine pauschale Ausschüttung gibt. Stattdessen erfolgt die Entlastung:
- Proportional zu den tatsächlich anfallenden CO2-Kosten
- Abhängig vom energetischen Zustand des Gebäudes
- Als Reduktion der Heizkosten, nicht als separate Zahlung
2. Warum das CO2KostAufG sogar besser sein könnte als ein pauschales Klimageld
In mancher Hinsicht könnte die CO2-Kostenaufteilung dem klassischen Klimageld sogar überlegen sein:
- Zielgenauere soziale Wirkung: Die höchste Entlastung erhalten diejenigen, die in den schlechtesten Gebäuden wohnen und damit oft auch die geringsten Einkommen haben.
- Keine Bürokratie: Es sind keine neuen Verwaltungsstrukturen oder Konten notwendig, die Entlastung erfolgt automatisch über die Heizkostenabrechnung.
- Sofortige Implementierung: Während die Einführung des Klimageldes seit Jahren diskutiert wird, ist die CO2-Kostenaufteilung bereits seit 2023 Realität.
- Stärkere Anreizwirkung für Vermieter: Das System zielt direkt auf die "Split-Incentive-Problematik" ab, bei dem Vermieter bisher keinen Anreiz hatten, in energetische Sanierungen zu investieren.
3. Warum wird die CO2-Kostenaufteilung nicht als Klimageld wahrgenommen?
Trotz aller Ähnlichkeiten wird die CO2-Kostenaufteilung in der öffentlichen Diskussion kaum als Form des Klimageldes wahrgenommen. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Der sperrige Name "Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz" vermittelt nicht die Idee einer Entlastung
- Die Entlastung wird nicht aktiv ausgezahlt, sondern erscheint "nur" als reduzierte Heizkostenabrechnung
- Sie betrifft ausschließlich Mieter, nicht die gesamte Bevölkerung
- Die politische Kommunikation hat diesen Aspekt des Gesetzes kaum betont
4. Fazit: Ein gut verstecktes Klimageld
Die CO2-Kostenaufteilung ist tatsächlich eine Art "Klimageld light" – begrenzt auf Mieter, aber mit ähnlicher Wirkung und sogar einigen Vorteilen gegenüber dem klassischen Konzept. Während weiterhin über die Einführung eines pauschalen Klimageldes für alle Bürgerinnen und Bürger diskutiert wird, profitieren Millionen von Mietern bereits jetzt von einer Entlastung, die im Wesen einem Klimageld entspricht.
Für dich als Mieter bedeutet das: Du erhältst bereits ein Stück "Klimageld" – auch wenn es nicht so genannt wird und nicht als separate Zahlung auf deinem Konto landet. Mit steigenden CO2-Preisen in den kommenden Jahren wird diese Entlastung zudem weiter wachsen. Das CO2KostAufG mag nicht das oft versprochene universelle Klimageld sein – aber es ist ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung.







