Weniger klimaschädliche Emissionen
Wohnen und Heizen in Deutschland: Unser Einfluss auf das Klima
Wie wir wohnen und vor allem wie wir heizen, hat einen erheblichen Einfluss auf unseren ökologischen Fußabdruck. Doch wie genau sieht die Wohn- und Heizsituation in Deutschland aus? Und welche Auswirkungen hat dies auf unsere Klimabilanz? In diesem Artikel erfährst du mehr über die aktuellen Wohn - und Heizgewohnheiten in Deutschland und ihren Anteil an den klimaschädlichen Emissionen.
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1. So wohnen wir in Deutschland
Deutschland ist ein Land der Mieter: Etwa 54 Prozent der Deutschen leben zur Miete, während 46 Prozent in den eigenen vier Wänden wohnen. Damit hat Deutschland eine der niedrigsten Wohneigentumsquoten in Europa. Zum Vergleich: In Spanien oder Italien liegt die Quote bei über 70 Prozent.
Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person beträgt in Deutschland etwa 47 Quadratmeter – Tendenz steigend. Vor 30 Jahren waren es noch etwa 35 Quadratmeter. Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass der Energiebedarf für Heizung und Warmwasser pro Kopf ebenfalls gestiegen ist.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Alter unserer Gebäude. Etwa zwei Drittel der Wohngebäude in Deutschland wurden vor 1979 errichtet, also bevor die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft trat. Viele dieser Gebäude sind energetisch in keinem guten Zustand und haben einen hohen Heizenergiebedarf.
2. So heizen wir in Deutschland
Die Art, wie wir unsere Wohnungen und Häuser beheizen, hat sich in den letzten Jahrzehnten zwar gewandelt, dennoch dominieren nach wie vor fossile Energieträger:
- Erdgas ist mit etwa 48 Prozent der am häufigsten genutzte Brennstoff zum Heizen
- Heizöl liegt mit rund 25 Prozent auf Platz zwei
- Fernwärme wird in etwa 14 Prozent der Wohnungen genutzt
- Strom (direkt zum Heizen, ohne Wärmepumpen) in etwa 5 Prozent
- Wärmepumpen werden in circa 3 Prozent der Wohnungen eingesetzt
- Biomasse (vor allem Holz) in rund 6 Prozent
In Mehrfamilienhäusern dominieren Zentralheizungen, während in etwa 13 Prozent der Wohnungen noch Etagenheizungen zu finden sind. Besonders in Altbauten in Großstädten sind Gasetagenheizungen noch weit verbreitet.
Die durchschnittliche Raumtemperatur in deutschen Wohnungen liegt bei etwa 21 Grad Celsius. Jedes zusätzliche Grad erhöht den Energieverbrauch um etwa 6 Prozent.
3. Der Gebäudesektor und sein Anteil an klimaschädlichen Emissionen
Der Gebäudesektor spielt eine zentrale Rolle beim Klimaschutz. Hier die wichtigsten Zahlen:
- Der Gebäudesektor ist für etwa 40 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich (direkte und indirekte Emissionen zusammengerechnet)
- Rund 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland entfallen auf die Beheizung und Warmwasserversorgung von Gebäuden
- Etwa 120 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente werden jährlich durch Heizung und Warmwasserbereitung in Gebäuden emittiert
Zwar sind die Emissionen im Gebäudesektor seit 1990 um etwa 40 Prozent gesunken, aber in den letzten Jahren stagniert der Rückgang. Im Jahr 2020 hat der Gebäudesektor als einziger Sektor seine Klimaziele verfehlt.
Die Hauptursachen für die hohen Emissionen im Gebäudesektor sind:
- Der hohe Anteil fossiler Energieträger bei der Wärmeversorgung
- Der große Bestand an energetisch unsanierten Altbauten
- Die steigenden Wohnflächen pro Person
- Ineffiziente Heizungsanlagen
4. Wie du deinen Wohn-Klimafußabdruck reduzieren kannst
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du als Mieter oder Eigentümer deinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kannst:
Als Mieter:
- Passe dein Heizverhalten an: Jedes Grad weniger spart etwa 6 Prozent Energie
- Lüfte richtig: Stoßlüften statt Dauerkippen spart Heizenergie
- Nutze programmierbare Thermostate, um die Heizung bei Abwesenheit herunterzuregeln
- Wenn möglich, fordere deinen Vermieter zu energetischen Sanierungen auf
Als Eigentümer:
- Investiere in Wärmedämmung von Dach, Fassade und Kellerdecke
- Tausche alte Fenster gegen moderne Isolierglasfenster aus
- Ersetze fossile Heizsysteme durch klimafreundlichere Alternativen wie Wärmepumpen oder Biomasse
- Prüfe die Installation einer Solaranlage zur Warmwasserbereitung oder Stromgewinnung
5. Politische Maßnahmen für klimafreundlicheres Wohnen
Um die Klimaziele zu erreichen, hat die Politik verschiedene Maßnahmen ergriffen:
- Die CO₂-Bepreisung von Brennstoffen seit 2021, die jährlich steigt
- Das CO₂-Kostenaufteilungsgesetz, das die Kosten für CO₂-Emissionen zwischen Mietern und Vermietern aufteilt
- Förderprogramme für energetische Sanierungen und den Heizungstausch
- Das Gebäudeenergiegesetz, das Mindeststandards für Neubauten und Sanierungen festlegt
- Ab 2024: Neue Heizungen sollen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden
6. Fazit: Wohnen und Heizen im Wandel
Die Art, wie wir in Deutschland wohnen und heizen, verändert sich – wenn auch langsamer als es für den Klimaschutz nötig wäre. Der hohe Anteil des Gebäudesektors an den Treibhausgasemissionen zeigt, wie wichtig dieser Bereich für das Erreichen der Klimaziele ist.
Als Mieter oder Eigentümer hast du mehr Einfluss, als du vielleicht denkst. Schon kleine Verhaltensänderungen können in der Summe einen großen Unterschied machen. Und die politischen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass sich Investitionen in klimafreundliches Wohnen zunehmend auch finanziell lohnen.
Der Gebäudesektor ist einer der größten Hebel im Kampf gegen den Klimawandel – und gleichzeitig ein Bereich, in dem jeder von uns täglich Einfluss nehmen kann.