Leitfaden für Mieter
Die CO₂-Kostenabrechnung für Mieter: So machst du deinen Erstattungsanspruch geltend
Seit dem 1. Januar 2023 gilt das Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz (CO2KostAufG). Dieses Gesetz regelt, dass die Kosten für CO₂-Emissionen beim Heizen nicht mehr allein von Mietern getragen werden, sondern zwischen Mietern und Vermietern aufgeteilt werden.Während in den meisten Fällen der Vermieter für die Erstellung der CO₂-Kostenabrechnung verantwortlich ist, gibt es Konstellationen, in denen du als Mieter aktiv werden musst.In diesem Artikel erfährst du, wann und wie du selbst eine CO₂-Kostenabrechnung erstellen und einen Erstattungsanspruch geltend machen musst.
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1. Wann musst du als Mieter eine CO₂-Kostenabrechnung erstellen?
Du musst als Mieter eine eigene CO₂-Kostenabrechnung erstellen, wenn du dich selbst mit Wärme oder Warmwasser versorgst. Dies ist insbesondere in folgenden Fällen gegeben:
- Gasetagenheizung: Du beziehst Gas direkt von einem Versorger und betreibst damit deine eigene Heizungsanlage in der Wohnung.
- Selbst befüllter Heizöltank: Du wohnst in einem Objekt mit einer Ölheizung und bestellst das Heizöl selbst.
- Direct Contracting: Du hast einen direkten Vertrag mit einem Wärmelieferanten, ohne dass der Vermieter dazwischengeschaltet ist.
In diesen Fällen erhältst du die Rechnungen für Brennstoffe oder Wärme direkt vom Energieversorger und musst die CO₂-Kosten, die seit 2021 auf diesen Rechnungen enthalten sind, entsprechend dem CO2KostAufG mit deinem Vermieter abrechnen.
2. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur CO₂-Kostenabrechnung für Mieter
Schritt 1: Sammle die notwendigen Unterlagen
Um deinen Erstattungsanspruch berechnen zu können, benötigst du:
- Alle Brennstoff- oder Wärmelieferrechnungen des Abrechnungszeitraums (in der Regel ein Jahr)
- Die genaue Wohnfläche deiner Wohnung (aus dem Mietvertrag)
- Den aktuellen Mietvertrag (zur Klärung von Detailfragen)
Seit 2023 müssen Energieversorger auf ihren Rechnungen folgende Angaben machen:
- Die Brennstoffemissionen der Lieferung in Kilogramm CO₂
- Den Preisbestandteil der CO₂-Kosten für die gelieferte Brennstoffmenge
- Den heizwertbezogenen Emissionsfaktor des Brennstoffs
- Den Energiegehalt der gelieferten Brennstoffmenge in Kilowattstunden
Diese Informationen bilden die Grundlage für deine Berechnung.
Schritt 2: Berechne den CO₂-Ausstoß deiner Wohnung
Um den spezifischen CO₂-Ausstoß deiner Wohnung zu berechnen, teilst du die gesamten CO₂-Emissionen durch die Wohnfläche.
Wichtige Hinweise:
- Wenn deine Rechnungen nicht genau den Abrechnungszeitraum abdecken, musst du eine anteilige Berechnung vornehmen.
- Wenn du einen Gasherd hast und dieser mit demselben Gas betrieben wird, musst du diesen Verbrauch mit einbeziehen.
Schritt 3: Ermittle das Aufteilungsverhältnis nach dem Stufenmodell
Mit dem berechneten spezifischen CO₂-Ausstoß kannst du deine Wohnung nun in das gesetzliche Stufenmodell einordnen und das Aufteilungsverhältnis der CO₂-Kosten bestimmen.
Schritt 4: Berechne deinen Erstattungsanspruch
Nun kannst du berechnen, wie viel dein Vermieter dir erstatten muss.
Schritt 5: Berücksichtige Sonderfälle
Es gibt einige Sonderfälle, die du beachten musst:
- Eigener Gasherd: Wenn du einen eigenen Gasherd hast (also nicht vom Vermieter gestellt), wird dein Erstattungsanspruch pauschal um 5 % gekürzt.
- Gewerbliche Nutzung: Bei einer gewerblichen Nutzung von Brennstoffen musst du den Verbrauch für Heizzwecke separat erfassen und nachweisen.
- Beschränkungen bei energetischen Verbesserungen: Wenn öffentlich-rechtliche Vorgaben einer energetischen Verbesserung des Gebäudes entgegenstehen (z.B. Denkmalschutz), kann sich der Vermieteranteil reduzieren oder entfallen.
Schritt 6: Erstelle ein Schreiben zur Geltendmachung
Nachdem du deinen Erstattungsanspruch berechnet hast, musst du ihn gegenüber dem Vermieter geltend machen. Dafür erstellst du ein Schreiben mit folgenden Angaben:
- Deine Anschrift und die des Vermieters
- Betreff: "Erstattung des Vermieteranteils an den CO₂-Kosten nach § 6 Absatz 2 CO2KostAufG"
- Kurze Erläuterung deines Anspruchs
- Berechnung des spezifischen CO₂-Ausstoßes und die Einstufung
- Berechnung des Erstattungsbetrags
- Kopien der relevanten Brennstoffrechnungen als Nachweis
- Deine Bankverbindung für die Erstattung
- Datum und Unterschrift
Schritt 7: Halte die Frist ein
Wichtig: Du musst deinen Erstattungsanspruch innerhalb von 12 Monaten geltend machen, nachdem du die Lieferung vom Energieversorger erhalten hast. Diese Frist solltest du unbedingt einhalten, da der Anspruch sonst erlischt.
3. Häufige Fragen zur CO₂-Kostenabrechnung für Mieter
Frage: Muss ich für jede Brennstoffrechnung einzeln eine Erstattung verlangen?
Nein, du kannst die Erstattung für den gesamten Abrechnungszeitraum in einer Summe verlangen. Es ist aber sinnvoll, alle Brennstoffrechnungen des Zeitraums als Nachweis beizufügen.
Frage: Was passiert, wenn mein Vermieter nicht zahlt?
Wenn dein Vermieter nicht innerhalb einer angemessenen Frist zahlt, kannst du:
- Eine Mahnung senden
- Den Betrag mit der nächsten Mietzahlung verrechnen (aber nur, wenn der Anspruch unbestritten ist)
- Im Extremfall rechtliche Schritte einleiten
Frage: Kann ich den Betrag direkt von der Miete abziehen?
Eine direkte Verrechnung mit der Miete ist rechtlich nur möglich, wenn der Anspruch unbestritten oder rechtskräftig festgestellt ist. Es empfiehlt sich daher, zunächst die Erstattung zu verlangen und erst bei Weigerung des Vermieters über eine Verrechnung nachzudenken – und auch dann nur nach rechtlicher Beratung.
Frage: Wie wirkt sich ein Mieterwechsel während des Abrechnungszeitraums aus?
Bei einem Mieterwechsel kannst du nur die CO₂-Kosten für deinen Mietzeitraum geltend machen.
4. Fazit: Ein bisschen Aufwand für eine faire Kostenverteilung
Die Erstellung einer eigenen CO₂-Kostenabrechnung mag zunächst aufwendig erscheinen, ist aber mit den richtigen Unterlagen und einem systematischen Vorgehen gut zu bewältigen. Zudem lohnt sich der Aufwand: Je nach energetischem Zustand deiner Wohnung kann der Erstattungsanspruch durchaus beträchtlich sein – besonders bei einem hohen CO₂-Ausstoß und steigenden CO₂-Preisen in den kommenden Jahren. Denke daran, dass das CO2KostAufG ein wichtiges Instrument ist, um die Kosten des Klimaschutzes fair zu verteilen und Anreize für energetische Sanierungen zu schaffen. Indem du deinen Erstattungsanspruch geltend machst, trägst du dazu bei, dass dieses System wie vorgesehen funktioniert.